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Streitschlichtung: Streitbeilegung in der Psychologie umfasst Methoden zur Lösung von Konflikten und Meinungsverschiedenheiten. Sie umfasst Techniken wie Verhandlung und Mediation. Siehe auch Konflikte.

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Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente.

 
Autor Begriff Zusammenfassung/Zitate Quellen

Experimentelle Psychologie über Streitschlichtung - Lexikon der Argumente

Parisi I 115
Streitschlichtung/Experimentelle Psychologie/Wilkinson-Ryan: Der Beitrag der experimentellen Psychologie besteht darin, eine Art "Fair-Process-Effekt" (Effekt des fairen Prozesses/Verfahrens) aufzuzeigen, bei dem Studien mit einer Vielzahl von methodischen Ansätzen gezeigt haben, dass insgesamt nachteilig ungerechte Ergebnisse tendenziell günstiger bewertet werden, wenn die negativ betroffenen Parteien den Prozess als fair empfunden haben.
Selbst-Vertretung: Es gibt zwei Möglichkeiten, wie wir uns vorstellen können, dass Menschen froh sein können, dass sie eine Entscheidung beeinflusst haben.
a) Eine ist, dass sie die Art und Weise beeinflusst haben, wie die Entscheidung ausgefallen ist.
b) Die andere ist, dass sie die Präsentation von Beweisen und Argumenten beeinflusst haben, die zu der Entscheidung führen. In einem kontradiktorischen Entscheidungssystem haben die Parteien keine direkte Kontrolle über die Entscheidung - diese wird vom Richter, den Geschworenen oder dem Schlichter getroffen.
Das Modell der prozeduralen Fairness von Tyler und Lind (1988)(1) sieht Bedenken über den Prozess innerhalb der größeren sozialen Struktur vor. Es scheint offensichtlich, dass ein faires Verfahren ein neutrales Verfahren und einen vertrauenswürdigen Richter beinhalten sollte, aber sie betonen auch einen dritten Faktor, nämlich dass das Verfahren Respekt für seine Teilnehmer vermitteln muss. Ob eine Partei mit Respekt, Höflichkeit und Würde behandelt wurde, ist für den Einzelnen enorm wichtig, auch wenn es, anders als Neutralität und Vertrauenswürdigkeit, keinen offensichtlichen normativen Zusammenhang mit der Fähigkeit des Systems hat, gerechte Ergebnisse zu liefern.
In Lind, Kanfer und Early (1990)(2) wurden Probanden in einem Experiment jeweils Aufgaben zugewiesen, wobei einige Probanden mehr Aufgaben zugewiesen bekamen als andere. Die Versuchspersonen wurden nach dem Zufallsprinzip entweder einer "Meinungsbedingung" (Voice condition) oder einer "Nicht-Meinungsbedingung" (no voice condition) zugewiesen.
1) In der Meinungsbedingung konnten die Probanden ihre Meinung über die Aufgabenverteilung äußern;
2) in der Nicht-Meinungsbedingung gab es keinen Mechanismus für diese Art der Kommunikation.
Parisi I 116
Den Probanden in der Meinungsbedingung war klar, dass ihre Meinung bei der Entscheidung über die Aufgabenzuweisung nicht berücksichtigt wurde. Dennoch wurde der Prozess in der Meinungsbedingung als fairer empfunden, und tatsächlich waren die "Arbeiter" in dieser Bedingung zufriedener mit ihrer eigenen Belastung. >Fairness/Experimentelle Psychologie.
Meinung/Fairness: (...) in vielerlei Hinsicht ist der Effekt des fairen Prozesses im Wesentlichen eine Heuristik - wenn es schwierig ist, herauszufinden, ob das Ergebnis fair ist oder nicht, bestimmen die Menschen stattdessen, ob der Prozess sich fair anfühlte und stützen ihre Bewertung des Ergebnisses auf den Prozess.
Van den Bos und Co-Autoren (1997)(3) demonstrierten dies in einem Experiment, in dem die Wirkung der Meinung unter Bedingungen größerer oder geringerer Gewissheit über die tatsächliche Fairness des Ergebnisses getestet wurde. Die Gewissheit über die Fairness wurde durch die Information über die Zuteilung des Partners in einer bestimmten Verteilung gegeben.


1. Lind, E. Allan and Tom R. Tyler (1988). The Social Psychology of Procedural Justice. New
York: Plenum.
2. Lind, E. Allan, Ruth Kanfer, and P. Christopher Earley (1990). "Voice, Control, and Proce-
dural Justice: Instrumental and Noninstrumental Concerns in Fairness Judgments."
Journal of Personality and Social Psychology 59: 952-959.
3. Van den Bos, Kees, Riel Vermunt, and Henk A. M. Wilke (1997). "Procedural and Distributive Justice: What is Fair Depends More on What Comes First Than on What Comes Next." Journal of Personality and Social Psychology 72: 95-104.


Wilkinson-Ryan, Tess. „Experimental Psychology and the Law“. In: Parisi, Francesco (Hrsg.) (2017). The Oxford Handbook of Law and Economics. Bd. 1: Methodology and Concepts. NY: Oxford University Press


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Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.
Experimentelle Psychologie

Parisi I
Francesco Parisi (Ed)
The Oxford Handbook of Law and Economics: Volume 1: Methodology and Concepts New York 2017

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